Besuch der Neanderthaler

 

(VHo) Zu einer Zeitreise durch die Menschheitsgeschichte fuhr die Senioren-Union Niederkassel mit 40 Teilnehmern ins Neandertal bei Mettmann, um die lange Reise der Menschen von den Savannen Afrikas bis in die Gegenwart kennenzulernen.
Zu den beiden Themen „Besuch der Fundstelle der Neanderthaler“ und „Mit dem Wischmopp durch die Steinzeit“ wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen geführt.
In der Führung „Wischmopp“ erfuhren die Besucher beim Rundgang durch das Museum die Geschichte und Lebensweise des Homo sapiens neanderthalensis. Die Neanderthaler lebten von etwa 120.000 bis 40.000 v. Chr. im Gebiet vom heutigen Spanien bis zum arabischen Raum. Auch in Sibirien wurden Überreste gefunden.
Ab etwa 65.000 v. Chr. wanderten die Vorfahren des modernen Menschen Homo sapiens sapiens aus Afrika kommend in dieses Gebiet ein und lebten zeitlich und räumlich nebeneinander mit den Neanderthaler-Menschen und vermischten sich auch erwiesenermaßen mit ihnen. So befinden sich heute noch bei uns etwa 4 % Neanderthaler-Gene. Heute aber ist Homo sapiens sapiens die einzige Menschenart auf der Erde.
Die Menschen damals zogen als Nomaden umher und lebten von Wurzeln, Früchten, Eiern und Insekten, aber auch von jagdbarem Wild. Zur Verständigung bei der Jagd war eine Sprache erforderlich. So stellte man bei Schädeluntersuchungen fest, dass der Neanderthaler bereits das zum Sprechen erforderliche Zungenbein, die entsprechende anatomische Ausprägung von Kehlkopf und Rachenraum sowie eine ausreichende Gehirngröße hatte.
Der Neanderthaler schuf auch Kunstgegenstände. So wurden kleine Figuren aus Mammutelfen¬bein geschnitzt und in Höhlen Malereien aus dieser Zeit gefunden. Auch Totenkult ist nachweisbar. Dies deutet darauf hin, dass bei diesen Menschen bereits eine Art Naturreligion bestand.
Nach der Stärkung bei einer reichlichen bergischen Kaffeetafel im Museums-Café stand der zweite Teil des Besuchs an. Bei der Fundstelle im Tal der Düssel, auch Hundsklippe genannt, erläuterten die Museumsführer Christian Hildebrandt vormittags bzw. Jutta Nieder nachmittags die Umstände des Fundes. So wurden im Zuge von Kalkstein-Abbau im August 1856 beim Ausräumen der Feldhofer Grotte 16 Knochen gefunden. Der hinzugerufene Lehrer Johann Carl Fuhlrott begutachtete als erster diesen Fund und hielt sie für Skelettteile eines Menschen aus der Eiszeit. Viele hochrangige Forscher und Zeitgenossen von ihm bezweifelten jedoch die Existenz eines fossilen Menschen, da damals nach biblischer Zuordnung die Welt höchstens ein Alter von einigen tausend Jahren hatte. So konnte dieser Fund keineswegs bereits 40.000 Jahre alt sein. Der berühmte Gelehrte Rudolf Virchow war sein ärgster Widersacher. Dadurch wurde die weitere Forschung lange Zeit blockiert.
Bald geriet der genaue Fundort in Vergessenheit, da Fuhlrott keine Aufzeichnungen hinterlassen hatte. 1997 und 2000 wurde die Fundstelle durch die Archäologen Ralf-W. Schmitz und Jürgen Thissen jedoch ausfindig gemacht. Am Fuß des ehemaligen Steinbruchgeländes konnten sie unter vier Metern Kalkschutt Tierknochen, Steinwerkzeuge und menschliche Knochenfragmente finden. Einige der Knochenfragmente passten genau an das 1856 gefundene Skelett.
Mit vielen neuen Eindrücken fuhren die Teilnehmer am Abend zurück nach Rheidt.
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