Kommunalwahlprogramm 2020 und Senioren

Rolf D. Cremer, Vorsitzender der Senioren-Union im CDU Kreisverband Rhein-Sieg

In seiner Sitzung am 21. Mai 2020 hat sich der Geschäftsführende Vorstand der Kreis-Senioren-Union mit dem Entwurf des Flyers des CDU Kreisverbands für die Kommunalwahl 2020 "Kurz & Knapp. Bilanz und Programm" befasst. Unser Ziel muss sein, die sich verändernden Bedürfnisse der älteren Mitbürger direkt und konkret adressiert werden.

Dies nicht zu tun, wäre erstens Realitätsverweigerung und zweitens ein Versäumnis, welches sich politisch auswirken kann.

Zur Realität gehören zwei Aspekte. Erstens beträgt im Jahr 2020 der Anteil der über 60jährigen in der Bundesrepublik 29%. Das bedeutet, dass die Bevölkerung heute schon grob aus drei Dritteln besteht: die Jüngeren unter 30 (Anteil: 30%), die heranwachsen und ihren Platz in der Gesellschaft suchen und finden, die mittlere Altersgruppe 30 - 59 (Anteil: 41%), deren Fokus Familie und Erwerbstätigkeit ist, und das Drittel der über 60jährigen (Anteil 29%), welches aktiv sein Leben gestaltet. Bei einer Lebenserwartung von etwa 85 Jahren Jahren ist diese dritte Phase des Lebens schon heute deshalb fast genauso lang und genauso wichtig, wie die beiden früheren Lebensphasen.

Zweitens wächst nur der Anteil dieses dritten Drittels in der Bevölkerung. Die Zahl der über 60Jährigen wird bis 2050 auf 37% zunehmen. Die anderen Altersgruppen nehmen ab: Die Jüngeren auf einen Anteil von 28%, das mittlere Drittel auf einen Anteil von 35%. In den kommenden Jahren, schon lange vor 2050, wird also die Gruppe der über 60jährigen zur größten Bevölkerungsgruppe heranwachsen. Das ist genau die Altersgruppe, für die wir in der Senioren-Union stehen. Die gesamte Problematik der Altersversorgung mit allen ihren Aspekten hängt natürlich an diesen demographischen Fakten - das nur als Nebenbemerkung: Seniorenarbeit ist zukunftsgerichtet.

Diese fundamentalen Fakten, an der niemand vorbei kommt, zeigt sehr anschaulich die nachfolgende Graphik. Abgesehen von den Bevölkerungsstrukturen in 2020 und 2050, auf die ich mich gerade bezogen habe, ist es auch wichtig, die Strukturen von 2000 und 1950 zu verstehen. Demographieentwicklung ist ein sehr langfristiger Prozess.

Man sieht die großen Veränderungen deutlich, vor allem wenn man 1950 mit 2050 vergleicht. Die immer noch anzutreffende Vorstellung einer "Bevölkerungspyramide", 1950 noch gut zu erkennen, ist schon lange nicht mehr angemessen, und längst durch eine urnenförmige Struktur mit einer immer kleiner werdenden Basis ersetzt. Man sieht etwa, dass 1950 noch über eine Million Kinder geboren wurden. Dass hat stetig zurückgegangen. 2030 werden nur etwa 659 Tausend Kinder geboren. Am anderen, oberen Ende zeigt die Graphik, dass die über 60jährigen (dunkelblau eingefärbte Flächen) 1950 weniger als ein Sechstel (15%) ausmachten. Diese Altersgruppe macht 2050 mit 37% die größte der drei Altersgruppen aus.

Politisch wichtig ist nun, zu erkennen, dass die Bedürfnisse der älteren Bevölkerungsgruppe teilweise ganz andere sind als die der jüngeren Bevölkerungsgruppen. Dies führt zu anderen Anforderungen, z.B. in den bereichen Infrastruktur, Mobilität, Wohnformen, soziale Dienste, Konsumgüter, Betreuung und Gesundheit. Letzteres ist z. B. in der Corona-Krise ganz deutlich hervorgetreten.

Die grundlegenden Daten und Fakten und die veränderten Bedürfnisse müssen im Wahlprogramm der CDU ausdrücklich und prominent adressiert werden. Dies nicht zu tun, würde bedeuten, die Realität und ihre tiefgreifenden Folgen nicht zur Kenntnis zu nehmen., mit schwerwiegenden Folgen gerade im kommunalen Bereich, also der Lebensrealität der älteren Mitbürger.

Die Rahmenbedingungen für das Leben im Alter betreffen ja keineswegs nur diejenigen, die jetzt in dieser Altersgruppe sind. Sondern alle, wirklich alle, müssen ein Interesse daran haben, wie sie im Alter leben oder leben werden. Alter, auch hohes Alter, das wir alle gesund und aktiv erreichen wollen, ist unser aller Zukunft.

Noch ein Wort aus CDU Perspektive: Die Wahlergebnisse, wie etwa im Herbst 2019 die Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg haben gezeigt,  werden zunehmend von den Älteren getragen. Gerade für die CDU ist es deshalb imperativ, die Senioren in ihrem Wahlprogramm direkt anzusprechen.


Rolf D. Cremer

Vorsitzender
Senioren-Union im CDU Kreisverband Rhein-Sieg