(GBe) Die diesjährige Studienfahrt führte die 22 Teilnehmenden zu drei bedeutenden Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes.
Worms entwickelte sich aus einer keltischen Siedlung und römischen Kleinstadt unter fränkischer Herrschaft zu einem Bischofsitz und einem christlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum. Seit dem 9. Jh. war die Stadt Sitz der mächtigen Her-zogsfamilie der Salier. Die ottonischen Könige förderten den Ausbau der bischöflichen Stadtherrschaft, die Staufer und Salier stärkten die Rechte des aufstrebenden Bürgertums. 1184 erhielt die Stadt die Privilegien einer Freien Reichsstadt. Die engen Beziehungen zu den römisch-deutschen Königen und Kaisern machten Worms zum Schauplatz bedeutender historischer Ereignisse. Auf dem Reichstag 1521 verteidigte Martin Luther seine Thesen. Sein Auftritt markierte einen Wendepunkt in der religiösen Geschichte Europas und trug entscheidend zur Verbreitung der re-formatorischen Ideen in Worms bei.
Zentral am Marktplatz erhebt sich die Dreifaltigkeitskirche. Zuvor stand an dieser Stelle das repräsentative Rathaus. Das „Haus zur Münze“ wurde im Pfälzischen - 1689 durch die Truppen Ludwig XIV. zerstört. Da die Wormser Protestanten irrtümlich annahmen, Luthers Auftritt auf dem Reichstag habe in der „Münze“ stattgefunden – tatsächlich jedoch im Bischofshof - errichteten sie an dieser Stelle die Dreifaltigkeitskirche als „Reformationsgedächtniskirche. “ Die Kirche - ein barocker, nach Osten ausgerichteter Saalbau - wurde 1725 geweiht. Beim Wiederaufbau 1945 wurde nur die Holzdecke, die ein gotisches Kreuzrippengewölbe imitiert, original rekonstruiert. Beeindruckend ist der Zyklus von 15 modernen raumhohen Buntglasfenstern von Wilhelm Buschulte, die biblische Szenen thematisieren und deren Farben eine starke Symbolkraft besitzen.
Seit über 1000 Jahren überragt der Kaiserdom St. Peter die Wormser Innenstadt. Er diente als Grablege der salischen Herzöge. Um 1130 ließ Bischof Burchard II. – ver-mutlich wegen schwerer Bauschäden – den Dom seines Vorgänger niederlegen und ersetzte ihn durch eine doppelchörige, in gebundenem System gewölbte Basilika aus roten Sandsteinquadern. Der spätromanische Neubau entsprach im Wesentlichen dem Erscheinungsbild des heutigen Domes: Achteckige Zentraltürme betonen die Vierung des östlichen Querschiffes und den Westchor. Jeweils zwei schlanke Rundtürme sind neben die Chöre gesetzt. Nach der Plünderung im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Kathedrale mit einem brocken Hochaltar von Balthasar Neumann aus vergoldetem Holz und verschiedenfarbigem Marmor sowie einem barocken Chorgestühl ausge-stattet. Mit Beginn der Reformationszeit verlor das Wormser Bistums zunehmend an Bedeutung und wurde in der Säkularisation 1802 aufgelöst. Der Dom verlor seinen Status als Kathedralkirche. Heute ist er eine Pfarrkirche des Bistums Mainz, die 1925 vom Papst in den Rang einer „Basilika minor" erhoben wurde.
Vom Dom aus führt der Weg zum jüdischen Friedhof an den Resten der mittel-alterlichen Stadtmauer entlang. Bereits in spätrömischer Zeit erhielt Worms eine -. Im Mittelalter wurde die Stadt-befestigung mehrfach erweitert. Die verschiedenen Bau-phasen sind deutlich an den unterschiedlichen Steinen der Mauerreste zu erkennen.
Der alte jüdische Friedhof „Heiliger Sand" befindet sich südwestlich der Altstadt, außerhalb der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Er wird „Heiliger Sand“ genannt, weil er der Legende nach mit Sand aus dem Heiligen Land angelegt wurde. Heute zählt der Friedhof als Erbe des aschkenasischen (deutschen) Judentums zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Wormser jüdische Gemeinde gehörte mit Mainz und Speyer zu der Gemeinschaft der SchUM-Städte, die als bedeutende Zentren jüdischer Gelehrsamkeit galten. Im sogenannten „Tal der Rabbiner“ sind zahlreiche einflussreiche jüdische Gelehrte und Rabbiner beigesetzt. Die ältesten Grabsteine datieren auf die Jahre 1058/59 und weisen den „Heiligen Sand" als den ältesten, erhaltenen jüdischen Friedhof Europas aus. Die Gräber auf dem Wormser Friedhof sind nicht – wie sonst üblich - nach Osten in Richtung Jerusalem ausgerichtet, sondern weisen nach Süden. Während die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gräber den strengen jüdischen Grabsitten folgen, lassen die Gräber aus dem 18. und 19. Jh. eine Grabkultur erkennen, die sich den bürgerlichen Vorstellungen jener Zeit anpasste. Ganz im Norden des Areals befindet sich das Doppelgrab von Rabbi Meir von Rothenburg (gest. 1293) und seines Schülers Alexander Salomo ben Wimpfen (gest. 1307). Diese beiden Glaubenszeugen des aschkenasischen Judentums werden noch heute wie Heilige verehrt. Juden aus aller Welt besuchen ihre Gräber und legen dort Steine gegen das Vergessen nieder.
Von Worms fuhren wir weiter nach Heidelberg, bezogen unser Hotel und verbrachten den Abend in gemütlicher Runde in einem typischen italienischen Restaurant.
Empfehlen Sie uns!